Portraitfoto Jens Fram, der durch eine MRT-Röhre blickt
Ringträger 2020

Jens Frahm

* 29. März 1951 in Oldenburg

Der Rat der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring beschloss am 13. Dezember 2019, Herrn Prof. Dr. Jens Frahm für seine bahnbrechenden Entwicklungen zur Nutzung der Magnetresonanztomographie in der Medizin den „Werner-von-Siemens-Ring“ – Ehrenring für Verdienste um Naturwissenschaft und Technik – zu verleihen.

Erfinder des medizinischen MRT

Prof. Dr. Jens Frahm kam 1951 in Oldenburg zur Welt. Dort legte er 18 Jahre später das Abitur ab und ging anschließend nach Göttingen, um an der Georg-August-Universität Physik zu studieren. Seine Doktorarbeit fertigte er am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie an, womit Frahm seine Promotion im Jahr 1977 im Hauptfach Physikalische Chemie erfolgreich abschloss.

Als Wissenschaftlicher Assistent am Max-Planck-Institut (MPI) in Göttingen beschäftigte er sich weiterhin mit biologischen und medizinischen Anwendungen und leitete ab 1982 eine eigene Arbeitsgruppe zum Thema Magnetresonanztomografie (MRT).

Der Magnetresonanztomograf, auch Kernspintomograf genannt, war in der Theorie bereits in den 1970er-Jahren durch Paul Lauterbur (USA) erfunden worden. Auf dieser Basis wurden in den 1980er-Jahren verschiedene Geräte gebaut, die jedoch sehr langsam arbeiteten oder eine schlechte Bildqualität boten. Den Durchbruch erzielte 1985 Jens Frahm: Gemeinsam mit seiner Forschungsgruppe entwickelte er das FLASH-Verfahren (fast low-angle shot), das eine gute Bildqualität mit deutlich kürzeren Aufnahmezeiten zuließ. Während die Aufnahme einer einzigen Schicht im MRT mit den bis dahin verfügbaren Apparaten mehrere Minuten dauerte, wurden daraus dank Frahms Arbeit wenige Sekunden.

Erst jetzt war es möglich, das schonende MRT-Verfahren, das ohne belastende Röntgenstrahlung auskommt, im medizinischen Alltag zu nutzen. Magnetresonanztomografen erhielten Einzug in Krankenhäuser und Fachzentren. Frahms FLASH-Technologie machte es möglich, in kurzer Zeit detaillierte Bilder von Organen und anderen inneren Strukturen wie zum Beispiel den Bandscheiben zu erhalten. Ein Meilenstein für die bildgebende Diagnostik!

Durch den wissenschaftlichen und finanziellen Erfolg der FLASH-Technologie konnte Frahm 1993 die gemeinnützige Biomedizinische NMR Forschungs GmbH gründen, die noch heute als Forschungseinrichtung am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen besteht und deren Geschäftsführer Jens Frahm ist.

2010 präsentierten Frahm und sein Team die Weiterentwicklung ihrer Technologie: FLASH2 ermöglicht MRT-Aufnahmen in Echtzeit. Dadurch sind Filmaufnahmen des Körpers möglich: Herzen, Lungen und andere Körperteile können nun in Aktion beobachtet werden – mit bis zu 100 Bildern pro Sekunde.

Im wissenschaftlichen Umfeld stieg Prof. Dr. Jens Frahm ebenso geradlinig auf: Nach der Habilitation an der Georg-August-Universität im Jahre 1994 und einer unabhängigen Forschungsstelle in der Max-Planck-Gesellschaft folgte 1997 der Ruf an die Fakultät für Chemie der Georg-August-Universität Göttingen. Für das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, ebenfalls in Göttingen beheimatet, forscht Frahm als Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied. 2005 zog er in den Vorstand des Bernstein Centre for Computational Neuroscience Göttingen ein.

Zahlreiche Auszeichnungen würdigen Frahms Arbeit, darunter der Gold Medal Award der International Society for Magnetic Resonance in Medicine (1991), der Karl Heinz Beckurts-Preis (1993), der Forschungspreis der Sobek-Stiftung (2005), der Stifterverbandspreis (2013) und der Europäische Erfinderpreis (2018).

Wir würdigen damit die enorme Leistung, die Jens Frahm für die medizinische Diagnostik erbracht hat.

Joachim Ullrich

VorSitzender des Stiftungsrats zum Zeitpunkt der Wahl

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