* 2. März 1908 in Neustadt an der Weinstraße, † 5. Mai 1990 in Hannover
Walter Bruch, ein Pionier des deutschen Fernsehens, wurde 1975 mit dem Siemens-Ring geehrt.
Geboren am 2. März 1908 in Neustadt an der Weinstraße, hatte er schon in seiner Schulzeit Rundfunkexperimente durchgeführt und beschlossen, auch mit Fernsehexperimenten zu beginnen. Er besuchte von 1927 bis 1930 die Ingenieurschule Mittweida und studierte von 1930 bis 1932 Physik und Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Berlin. Während seiner Studienzeit veröffentlichte er Bauanleitungen für Ton- und Bildfunkgeräte. Von 1933 bis 1935 war er als Konstrukteur und Techniker in den Privatlaboratorien der Fernsehpioniere Manfred von Ardenne und Dénes von Mihaly tätig.
1935 trat er in die Forschungsabteilung der Firma Telefunken in Berlin ein, wo er daran mitarbeitete, das zunächst noch experimentelle Fernsehen zur Betriebsreife zu bringen. Bei den Olympischen Spielen 1936 bediente er die von ihm mitentwickelte Fernsehkamera, mit der die Direktübertragung von Sportereignissen möglich wurde. Für die Reichspost richtete er 1938 im Berliner Deutschlandhaus das erste vollelektronische Fernsehstudio ein, dessen technischer Leiter er dann wurde. In der Heeresversuchsanstalt Peenemünde arbeitete er von 1941 bis 1942 mit Wernher von Braun zusammen, als er eine Anlage zur Fernsehübertragung installierte, mit der sich Raketenstarts sicher beobachten ließen.
Nach dem Krieg betrieb er zunächst ein privates Entwicklungslabor für Elektrophysik in Berlin, kehrte aber 1950 zur Telefunken AG zurück, wo er zunächst die Fernsehgeräteentwicklung in Hannover leitete. Anfang der 1950er Jahre wurde in den USA das Farbfernsehen nach dem NTSC-System eingeführt, wenige Jahre später folgte Frankreich mit dem SECAMSystem. Da beide Systeme spezielle Vorteile, aber auch Nachteile aufwiesen, begannen Walter Bruch und seine Mitarbeiter ein farbstabiles Übertragungssystem zu entwickeln, das diese Vorteile in sich vereinte. Ende 1962 konnte er das PAL (Phase Alternation Line), Farbfernsehsystem zum Patent anmelden und Anfang 1963 den Experten der Europäischen Rundfunkunion erfolgreich vorführen. Mit dem PAL-System begann am 25. August 1967 die Ära des Farbfernsehens in der Bundesrepublik Deutschland. Zahlreiche Länder weltweit übernahmen das PAL-Farbfernsehen.
In dem von ihm geleiteten Telefunken- Grundlagenlabors leistete Bruch wichtige Beiträge zur Entwicklung des Verkehrswarnfunks und des Stereotons beim Fernsehen. Er war langjähriger Vorsitzender der Fernsehtechnischen Gesellschaft sowie Lehrbeauftragter der Technischen Hochschule Hannover, die ihm 1964 die Ehrendoktorwürde verlieh.
Der Erfolg seiner Arbeit hat sich in mehr als 150 Patenten niedergeschlagen. 1974 ging er in den Ruhestand, ein Jahr später wurde er mit dem Siemens- Ring geehrt. Walter Bruch ist am 5. Mai 1990 in Hannover gestorben.