* 11. Juli 1909 in Stuttgart, † 20. Dezember 1999 ebenda
Fritz Leonhardt leistete Hervorragendes als Statiker und Konstrukteur moderner, künstlerisch bedeutsamer Brücken- und Ingenieurbauten. Leonhardt entwickelte und gestaltete unter anderem völlig neuartige Spannbetonkonstruktionen und war wegweisender Forscher auf dem Gebiet des Massivbaus.
Er erhielt er den Werner-von-Siemens-Ring gemeinsam mit Walter Schottky und Konrad Zuse.
Auch 1964 wurde der Siemens-Ring dreimal vergeben: an den Bauingenieur Fritz Leonhardt, den Physiker Walter Schottky und den Computerpionier Konrad Zuse. Da Bundespräsident Heinrich Lübke in seinem Amtssitz persönlich die Ringe an die Preisträger überreichte, erfuhr die Siemens-Ringstiftung eine enorme gesellschaftliche Aufwertung. Fritz Leonhardt wurde am 11. Juli 1909 als Sohn eines Architekten in Stuttgart geboren, wo er auch zur Schule ging und die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte er von 1927 bis 1931 an der Technischen Hochschule Stuttgart Bauingenieurwesen. Er schloss das Studium mit dem Diplom ab und bestand 1932 die Ergänzungsprüfung für den höheren preußischen Staatsdienst. Nach 1932 war er zunächst als Bauleiter und Statiker tätig. Ein Studienaufenthalt führte ihn von 1932 bis 1933 in die USA. Von 1934 bis 1938 war er als Brückenbauingenieur bei den Reichsautobahnen tätig. Insbesondere war er Entwurfs und Bauleiter der Rheinbrücke Rodenkirchen bei Köln, die 1941 eingeweiht wurde und damals die größte Hängebrücke Europas war. Leonhardt, der 1939 der NSDAP beigetreten war, arbeitete für die Organisation Todt und leitete bis Kriegsende deren Forschung und Entwicklung.
Er eröffnete 1947 ein Ingenieurbüro in Stuttgart und wurde in den folgenden Jahren zu einem der weltweit führenden Brückenbauingenieure, der den modernen Brückenbau entscheidend beeinflusste. Er entwarf und betreute den Bau von zahlreichen großen Spannbetonbrücken im In- und Ausland. Auch für Entwurf, Gestaltung und Konstruktion großer Stahlbrücken wie der Rheinbrücke Köln-Deutz war er verantwortlich. Die Windstabilität und die Form von Hängebrücken hat er verbessert. Die formschöne Gestaltung seiner Brücken, Turmbauen und Flächentragwerke ist international beachtet worden, so etwa bei dem von ihm entworfenen Stuttgarter Fernsehturm, der 1955 fertiggestellt wurde und der weltweit erste Fernsehturm in Stahlbetonbauweise war. 1958 wurde Leonhardt Professor für Massivbau an der Technischen Hochschule Stuttgart. Sein Ingenieurbüro führte die Tragwerkplanung für das 1972 fertiggestellte Münchner Olympiadach durch. Fritz Leonhardt erhielt viele Ehrungen, darunter sechs Ehrendoktorwürden und die Verleihung des Siemens-Rings 1964. Er starb am 30. Dezember 1999 in Stuttgart.
Lebensweg
1927-1931 Studium des Bauingenieurwesens in Stuttgart und an der Purdue University, USA.
1934-1938 Brückenbauingenieur bei den Reichsautobahnen. Ab 1939 freiberuflicher Beratender Ingenieur in München, Köln und Stuttgart.
Ab 1958 ordentlicher Professor für Massivbau in Stuttgart. 1967-1969 Rektor der Universität Stuttgart.
Entwurf und Betreuung der Bauausführung für zahlreiche Großbrücken, u. a. acht Rheinbrücken, und viele Spannbetonbrücken. Fernsehturm Stuttgart, Fernmeldetürme Hannover, Hamburg und andere Turmbauten, Traggerippe für Büro- und Wohnhochhäuser. Verantwortlicher Ingenieur für den Deutschen Pavillon Montreal und Überdachung der Sportstätten für die Olympiade 1972 in München. Forschungsarbeiten besonders im Hinblick auf Schub und Torsion von Stahl- und Spannbeton-Tragwerken.
Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen und Bücher.