* 29. Juli 1862 in Göringen, † 26. Juli 1969 in Heidelberg
Der zweite Chemiker, der 1960 mit dem Siemens-Ring ausgezeichnet wurde, war Walter Reppe, geboren am 29. Juli 1892 in Göringen bei Eisenach. Er studierte von 1911 bis 1914 in Jena und München Mathematik, Physik und Chemie. Aufgrund seiner Einberufung im Ersten Weltkrieg konnte er sein Studium in München erst 1920 mit einer Dissertation in der organischen Chemie abschließen.
Reppe trat 1921 in das Hauptlaboratorium der Badischen Anilin- und Soda- Fabrik (BASF) ein, der er Zeit seines Lebens verbunden blieb. Zunächst beschäftigte er sich mit der Entwicklung der Ethylen- und Acetylenchemie, doch 1923 wechselte er zur Indigoabteilung der BASF, wo er an Problemen der Farbstoffchemie arbeitete.
1928 begann er mit seinen Arbeiten über die chemische Umsetzung von Acetylen bei hohen Drucken, die ihn zunächst berüchtigt und dann berühmt machten. Die Chemiker hatten das Acetylen wegen seiner Gefährlichkeit bis dahin als Ausgangsstoff für die chemische Synthese weitgehend gemieden. Als Reppe mit Acetylen unter Druck arbeiten wollte, befürchtete man das Schlimmste. Doch es gelang ihm, dieses höchst gefährliche Arbeitsgebiet zu „entschärfen“ und sicher zu machen. Durch die Hochdrucksynthesen auf der Basis von Acetylen und anderen chemischen Verbindungen konnte Reppe zahlreiche wertvolle Vorprodukte herstellen, die für die Produktion von Kunststoffen, synthetischem Kautschuk („Buna“), Lackrohstoffen und Arzneimitteln benötigt wurden. Dabei bereicherte er die organische Chemie um vier grundlegend neue Verfahren, die unter dem Begriff „Reppe-Chemie“ zusammengefasst wurden.
1938 übernahm er die Leitung des Hauptlaboratoriums der BASF in Ludwigshafen. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte er sich im Wiederaufbau der zerstörten oder demontierten Anlagen und Labore. 1949 übernahm er die Leitung der gesamten Forschung der BASF AG, die aus der Zerschlagung der IG Farben hervorgegangen war. Er gehörte von 1952 bis 1957 dem Vorstand und von 1958 bis 1966 dem Aufsichtsrat der BASF an.
Neben dem Siemens-Ring erhielt er zahlreiche weitere Auszeichnungen, so die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule München und der Universität Heidelberg. Er starb am 26. Juli 1969 in Heidelberg.