* 4. November 1902 in Frankfurt am Main, † 1. August 1982 in Burscheid
Otto Bayer wurde zusammen mit Walter Reppe und Karl Ziegler ausgezeichnet. Gewürdigt wurden die drei wegen ihrer bahnbrechenden Arbeiten zur Erweiterung der wissenschaftlichen Grundlagen und zur technischen Entwicklung neuer synthetischer, hochmolekularer Werkstoffe.
Da im Jahr 1960 keiner der früheren Ring-Preisträger mehr lebte, man aber das Gewicht der Preisträger im Stiftungsrat stärken wollte, ging man dazu über, zu jeder Verleihung mehrere Preisträger zu küren. So wurden 1960 drei herausragende Chemiker mit dem Siemens-Ring geehrt: Otto Bayer, Walter Reppe und Karl Ziegler. Otto Bayer wurde am 4. November 1902 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Chemie an der Universität Frankfurt, promovierte dort 1924 und war dann gut zwei Jahre Privatassistent, wobei er über die katalytische Hydrierung unter Druck arbeitete. 1927 trat er in das zur IG Farbenindustrie gehörende Werk Mainkur in Frankfurt ein, wo er vor allem auf dem Gebiet der Farbstoffchemie tätig war. Ihm gelangen zahlreiche patentierte Erfindung zu Zwischenprodukten für Farbstoffe und zu Textilfasern. Diese Erfolge führten dazu, dass ihm 1934 von der IG Farben die Leitung des wissenschaftlichen Hauptlaboratoriums im Werk Leverkusen übertragen wurde. Neben der Farbstoffchemie förderte er nun auch andere Bereiche wie die Polymerisation und die Chemie der Kautschukchemikalien sowie die Forschung auf dem Gebiet der Pflanzenschutzmittel. Sein persönliches Verdienst war die Entwicklung der Polyurethanchemie, für die er 1937 das erste Patent erwarb und mit der er weltberühmt wurde. Dank ihrer variablen Eigenschaften haben diese Kunststoffe zahlreiche Anwendungen und deshalb große wirtschaftliche Bedeutung. Seit 1951 war Otto Bayer Leiter des Gesamtbereichs Forschung als Vorstandsmitglied der Farbenfabriken Bayer AG und ab 1964 Vorsitzender des Aufsichtsrates des Unternehmens. Die Universität Bonn und die Technische Hochschule München verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. Er erwarb sich große Verdienste um die chemische Forschung und den Chemiker-Nachwuchs durch seine Initiative zur Schaffung des „Fonds der Chemischen Industrie“. 1960 erhielt er den Siemens-Ring. Am 1. August 1982 verstarb Otto Bayer in Burscheid.
Lebensweg
Abitur an der Klinger-Oberrealschule in Frankfurt, 1921-1924 Studium der Chemie in Frankfurt, 1924 Promotion zum Dr. phil. nat., bis 1927 Assistent bei Professor Julius von Braun. Ab 1927 wissenschaftlicher Chemiker im Werk Mainkur der IG Farbenindustrie AG. Ab 1934 Leiter des Wissenschaftlichen Hauptlaboratoriums des IG-Werks Leverkusen. Nach Neugründung der Farbenfabriken Bayer AG in Leverkusen ab 1951 Vorstandsmitglied und Leiter der Forschung und ab 1964 Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Erfolgreiche Arbeiten auf vielen Gebieten der organischen Chemie, wie Farbstoffe, synthetischer Kautschuk, Kunststoffe, Fasern, Pflanzenschutz. Wichtigste Erfindung das Diisocyanatpolyadditionsverfahren (sogenannte Polyurethanchemie), das auf völlig neuartige Weise die Herstellung von Makromolekülen „nach Maß“ ermöglicht und eine neue Entwicklung der Kunststoffchemie einleitete.
1944 Honorarprofessor für Technische Chemie in Köln. Mitglied der Akademien zu Mainz und Düsseldorf. Herausgeber des fünfzigbändigen Handbuches „Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie“.