* 25. Mai 1878 in Lehe, † 24. Juni 1945 in München
Wolfgang Gaede war kenntnisreicher Erforscher der Vakuumphysik und Begründer der Hochvakuumtechnik.
Der Physiker Wolfgang Gaede wurde am 25. Mai 1878 in Lehe bei Bremerhaven geboren. Er ging in Freiburg zur Schule und studierte an der dortigen Universität zunächst Medizin, wechselte aber bald zur Physik und promovierte 1901 mit einer Arbeit zur Temperaturabhängigkeit der spezifischen Wärme der Metalle. Anschließend war er Assistent am Physikalischen Institut der Universität Freiburg und untersuchte die Kontaktelektrizität zwischen unterschiedlichen Metallen. Um den störenden Einfluss der an die Metalloberflächen gebundenen Gasmoleküle auszuschalten, wollte er seine Experimente im Vakuum durchführen. Dabei stellte er fest, dass die damals zur Verfügung stehenden Pumpen kein ausreichendes Vakuum erzielen konnten. Also versuchte er, eine neuartige, wesentlich leistungsfähigere Pumpe zu bauen, was ihm 1905 mit der Erfindung der „rotierenden Quecksilberpumpe“ gelang. Mit ihr erreichte er auf Anhieb ein Vakuum von 10 –4 Pascal, was etwa ein Milliardstel des normalen Luftdrucks ist. Als Gaede seine Pumpe vor einem Fachpublikum vorführte, sorgte dies für eine Sensation. Er übertrug die Herstellung der neuartigen Pumpen der Kölner Firma Leybold, die auch weitere von ihm entwickelte Pumpen baute und vertrieb, wie die „Molekularluftpumpe“ und die Quecksilber-Diffusionspumpe, die 1915 auf den Markt kam. Gaede hatte sich 1909 habilitiert, wurde 1913 a. o. Professor in Freiburg und 1919 ordentlicher Professor und Direktor des Physikalischen Instituts der Technischen Hochschule Karlsruhe. Durch seine bahnbrechenden Arbeiten zur Vakuumphysik und Hochvakuumtechnik wurden ganze Industriezweige erst möglich, die verbesserte Lichtquellen, Elektronenröhren oder Röntgenröhren herstellten.
Nach 1933 wurde Gaede durch politische Anschuldigungen aus seinem Lehramt gedrängt. Der Nobelpreisträger Johannes Stark, von den neuen Machthabern zum Präsidenten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt berufen, setzte sich vergebens für Gaede ein. Der wurde 1934 aus dem Staatsdienst entlassen, konnte aber in seinem Privatlaboratorium weiterarbeiten. Auf Starks Vorschlag hin wurde Gaede 1933 der Siemens-Ring verliehen. Gaede verbrachte die letzten Jahre in München, wo er neue Freunde unter den dortigen Physikern fand. Am 24. Juni 1945 ist er in München gestorben. Sein langjähriger Freund Arnold Sommerfeld hielt die Grabrede, in der er Wolfgang Gaede als Spezialisten höchsten Ranges bezeichnete, in dem die Reihe der Forscher gipfelt, die sich um die Vakuumtechnik verdient gemacht haben.
Lebensweg
1897 – 1901 Studium der Physik an der Universität Freiburg
1901 Promotion mit einer Arbeit „Über die Änderung der spezifischen Wärme der Metalle mit der Temperatur“
1902 – 1907 Assistent von Professor Himstedt in Freiburg; enge Zusammenarbeit mit der Firma Leybold in Köln
1905 Erfindung der rotierenden Quecksilberluftpumpe
1907 Gründung des „Technisch-Physikalischen Instituts“ an der Universität Freiburg aus Privatmitteln
1912 Fertigung der von Gaede erfundenen Molekularluftpumpen bei der Firma Leybold’s Nachfolger
1913 – 1934 Zunächst a.o. Professor in Freiburg, ab 1919 o. Professor und Direktor des Physikalischen Instituts in Karlsruhe
1915 Theoretische Untersuchungen zur Gasdiffusion führen zur Entwicklung der ersten Gasdiffusionsluftpumpen
1933 Ehrung durch die Verleihung des Siemens-Ringes
1934 Entlassung aus dem Staatsdienst, danach Arbeiten im Privatlaboratorium an sog. Gasballastpumpen, Vakuummessgeräten und Hochleistungs-Diffusionspumpen