Foto von Daphne Spiegel und ihrem Partner Stephan Günther im Laden

Entstehung des 42. Werner-von-Siemens-Rings

Ein Blick in die Gold- und Silberschmiede SPIEGEL DESIGN

Der 42. Werner-von-Siemens-Ring zeichnet 2024 die Entwickler der High-NA-EUV-Lithographie aus. Doch wie lässt sich eine so komplexe Technologie in Schmuckdesign übersetzen? Daphne Spiegel und Stephan Günther fanden eine überzeugende Antwort. Hier geben sie Einblicke in einen faszinierenden Prozess und verraten, welche Geheimnisse sich in ihrer komplexen Gestaltung verbergen – von den edlen Ringen bis hin zu den komplementären Ringkassetten.

Eine Idee entsteht

Um die Ringe für die Preisträger 2024 zu gestalten, wurden mithilfe von Mindmaps wichtige Merkmale der High-NA-EUV-Lithographie gesammelt. Die Teams von TRUMPF und von ZEISS SMT haben jeweils einen eigenständigen Beitrag zur Technologie geleistet. Deshalb stand fest, dass sich die Ringe unterscheiden werden – zugeschnitten auf die Errungenschaften der beiden Preisträger. Da das Team um Dr. Michael Kösters verantwortlich für die Entwicklung des Hochleistungslasers war, sind Laserstrahlen ein zentrales Element des Ringdesigns. Das Team um Dr. Peter Kürz entwickelte die hochpräzisen Spiegellinsen und so sind diese das zentrale Element. Dass die Entwicklung der High-NA-EUV-Lithographie eine beeindruckende Teamleistung war, wird durch eine Zusammengehörigkeit der beiden Ringe ausgedrückt.

Die Ringschiene

Um beiden Ringen ein verbindendes Element zu geben, wurde die Ringschiene aus einer Mischung aus stilisiertem Lorbeergeflecht und Leiterbahnen konstruiert. In der EUV-Lithographie werden die Leiterbahnen mithilfe der Spiegellinsen und der Laserstrahlen auf den Mikrochip aufgebracht. Die Leiterbahnen stehen im Ringdesign symbolisch dafür, dass nur durch die gemeinsame Forschung leistungsfähige, energieeffiziente und kostengünstige Mikrochips hergestellt werden können.

Der Ringkopf und die Gravur

Als weiteres verbindendes Element wird bei beiden Ringen der Ringkopf, das zentrale Element, von einem Lorbeerkranz gehalten. Dieser steht symbolisch für den Erfolg von Peter Kürz und Michael Kösters. Um die besondere Forschungsleistung zu würdigen, wird der Ringkopf auf der Ringschiene jeweils erhaben getragen.

So entstehen zwei unterschiedliche und dennoch zusammengehörige Ringköpfe. Einmal wird die Gravurplatte umrandet von Spiegellinsen, die durch eine große Linse aufgefangen werden. Diese bildet den Übergang von Lorbeerkranz zu Gravurplatte. Beim zweiten Ring verbinden die Laserstrahlen den Lorbeerkranz mit der Gravurplatte. Dabei werden die Strahlen von einer Seite zur anderen abgeleitet. So entsteht auch hier ein spannendes Unterkonstrukt des Ringkopfes.

Die Gravur, die beide Ringe erhalten, wird nicht in die Ring-Innenschiene eingearbeitet, sondern mittig auf dem Ringkopf aufgebracht. So werden die Preisträger umringt von ihrer Forschungsarbeit in den Mittelpunkt gestellt. Außerdem wird die Gravur als Lasergravur aufgebracht, da der Laser eine entscheidende Rolle in der High-NA-EUV- Lithographie spielt.

Ein besonderes Herstellungsverfahren

Die Verbindung zur Lasertechnik wird auch in der Anfertigung der Ringe betont: Beide Ringschienen werden in einem 3D-Druckverfahren hergestellt und anschließend gegossen. Im Gegenzug dazu wird der Ringkopf in Handarbeit hergestellt. Dies repräsentiert die Exaktheit von Spiegellinsen und Laserstrahlen, die für die High-NA-EUV-Lithographie so elementar ist. Die Ringe werden aus Gelbgold gefertigt und mit Smaragden und Rubinen besetzt.

Die Ringkassetten

Ebenso wie die Ringe sind auch die Kassetten auf den jeweiligen Preisträger zugeschnitten und tragen gleichzeitig ein verbindendes Element in sich. Um die Zusammengehörigkeit der beiden Kassetten zu zeigen, wurden beide als schlichter runder Holzzylinder gestaltet. Dieser greift die runde Formsprache der Ringköpfe auf und hält sich gleichzeitig dezent im Hintergrund.

In einer der Kassetten wird von innen eine Spiegelfolie angebracht, diese steht für die Spiegellinsen. In der Mitte dieser Kassette sitzt der Ring mit den Linsen, der sich nun in der Wand der Zylinders spiegeln kann. Um dieses optische Highlight auch im geschlossenen Zustand betrachten zu können, wird der Deckel der Kassette aus einer Glaslinse gefertigt.

Im Boden der zweiten Kassette wird ein „Murmelspiel“ erzeugt. Die Murmel stellt das Zinnkügelchen dar, was in der High-NA-EUV-Lithographie, erhitzt durch den Laserstrahl, das nötige Plasma erzeugt. Die Kugel kann nun durch den am Boden der Kassette eingefrästen „Laserstrahl“ bis zum Ring hin bewegt werden und symbolisiert den Weg zum fertigen Mikrochip.

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Über SPIEGEL DESIGN

Daphne Spiegel schloss 2015 ihre Ausbildung zur Goldschmiedin an der staatlichen Zeichenakademie Hanau ab. Es folgte die Ausbildung zur Silberschmiedin und eine Gesellentätigkeit als Silberschmiedin in der „Gold- und Silberschmiede Markus Engert“ in Würzburg.

Von 2018 bis 2020 bildete sich Daphne Spiegel zur Meisterin im Gold- und Silberschmiedehandwerk weiter und wurde staatlich geprüfte Gestalterin. Seit 2017 führt sie ihre eigene Werkstatt.

Daphne Spiegels Partner Stephan Günther absolvierte zunächst ein Chemieingeneurwesen-Studium an der HTW Dresden. 2016 bis 2020 folgte die Ausbildung zum Goldschmied an der staatlichen Zeichenakademie Hanau. Von 2020 bis 2022 war Stephan Günther als Goldschmied in der „Goldschmiede Stöckl“ tätig; im juli 2024 absolvierte er die Ausbildung zum Meister als Gold- und Silberschmied und staatlich geprüften Gestalter.

Was uns an diesem Beruf reizt? Die Vielfältigkeit, jeden Tag etwas Außergewöhnliches und Neues zu erschaffen. Frei nach dem Motto: Unser Beruf ist unsere Berufung!

Daphne Spiegel & Stephan Günther