#eXit – Auch wir verlassen Twitter/X

Einst war die Plattform insbesondere für den Austausch in der Forschungscommunity beliebt. Seit dem Kauf durch Elon Musk hat sich Twitter (jetzt unter dem neuen Namen X) immer mehr zu einem Troll-Paradies und Sammelbecken rechter Narrative entwickelt. Viele Forschungs-Account ziehen deshalb einen Schlussstrich, so auch wir.

Bereits kurz nach der Übernahme durch Musk haben wir unsere Werbeaktivitäten auf Twitter eingestellt. Die Plattform weiter mitzufinanzieren schien uns nicht angebracht, den Reichweitenverlust nahmen wir in Kauf.

Nun, am Tage der zweiten Amtseinführung des US-Präsidenten Trump, der Musk weitreichenden Einfluss und ein Büro im Weißen Haus gewährt, hören wir auch auf, die Plattform durch unsere Beiträge und den Verbleib dort zu legitimieren. Es ist Zeit für den #eXit.

Unter dem Hashtag #eXit verkünden dieser Tage – gut ein Jahr nach dem Kauf von Twitter – immer mehr Accounts ihren Abschied von der Plattform. Auch wir machten sehr schnell Erfahrungen mit Troll-Accounts. Und auch vor dem Hintergrund der öffentlichen Äußerungen des prominenten Eigentümers Musk wird unmissverständlich deutlich: Ein Verbleib auf Twitter/X ist mit unseren Überzeugungen und Werten nicht mehr vereinbar.

Für viele – auch für uns – war ein Argument für den Verbleib lange, dass man die Plattform nicht allein Demokratiefeinden und Troll-Accounts überlassen dürfe und insbesondere als Forschungsvertreter:innen eine Gegenposition bieten solle. Doch was nutzt das, wenn dank der Algorithmen im Musk-Regime diese wichtigen Botschaften (nahezu) niemanden erreichen? Auch deshalb wenden wir uns anderen Plattformen zu: Wir führen den Dialog auf LinkedIn und Bluesky fort.

Es ist insbesondere die – inzwischen mangelnde – Pluralität von Stimmen und Abwendung von der Demokratie, die uns zum Abschied von Twitter/X bewegen. Hierzu im Folgenden Stimmen aus der Forschungscommunity.

Eine Oase der Misinformation

Wissenschaftliche Belege für die negative Entwicklung von Twitter/X zu mehr Manipulation und Desinformation liefert beispielsweise Bots, Fake News and Election Conspiracies: Disinformation During the Republican Primary Debate and Trump Interview (Graham, Timothy & FitzGerald, Katherine M.; Queensland University of Technology). Das vernichtende Fazit: „X is flooded with platform manipulation of various kinds, is not doing enough to moderate content, and has no clear strategy for dealing with political disinformation.“ Darüber hinaus nennen die Autoren X unter Musk „a haven for misinformation“.

Kollektiver #eXit der Wissenschaftscommunity

Mitte Januar 2025 verließen mehr als 60 Institutionen in einem orchestrierten Akt die Plattform Twitter/X. In einer gemeinsamen Erklärung, veröffentlicht von der Heinrich Heine Universität Düsseldorf, begründen sie den Schritt. Dieser fiel vielen nicht leicht, schließlich geben sie Kommunikationskanäle auf, die oft über Jahre hinweg aufgebaut wurden. Die unterzeichnenden Institutionen betonen in ihrer Erklärung Grundwerte wie Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und den demokratischen Diskurs.

Portrait Katja Becker

Mit unserem Austritt setzen wir ein klares Zeichen gegen die Verbreitung von Fake News und die politische Instrumentalisierung von Social Media.

Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft und StiftungsRatsmitglied in der Presseerklärung zum DFG-Exit