Collage aus mehreren Zeichnung von Personen in Laborkitteln, die mit Labor-Equipment hantieren, z.B. mikroskopieren oder pipettieren

Jungwissenschaftler:innen 2015

Die Auszeichnung von Sven Meyer als Jungwissenschaftler der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring erfolgte in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen im Bereich der Umweltwissenschaften, insbesondere zur Entwicklung und Verbesserung energieeffizienter Prozesse zur Abluftreinigung.

Über Sven Meyer

Während seines Studiums der Geoökologie in Potsdam beschäftigte sich Sven Meyer mit der Interaktion komplexer Umweltsysteme. In seiner Dissertation untersuchte er Strukturen im Entscheidungsprozess bei der Planung von Begrünungsmaßnahmen in Bergbaufolgelandschaften. Im Jahr 2015 arbeitete Meyer im ingenieurtechnischen Umweltschutz an Projekten zur Emissionsreduzierung aus Produktionsprozessen, zur energetischen Prozessverbesserung und zum stofflichen Recycling von Lösemitteln. Ziel der Forschungsvorhaben ist jeweils die Entwicklung von innovativen Verfahren und Produkten, die anschließend zur gesellschaftlichen Wertschöpfung beitragen und den Industriestandort Deutschland stärken können.
Meyers Tätigkeit am Institut für Umweltwissenschaften der TU Clausthal wurde 2013 mit dem Lehrpreis der TU Clausthal (gemeinsam mit Prof. Carlowitz) und 2014 mit dem „nachhaltige PRODUKTION“-AWARD in der Kategorie „Forschung & Entwicklung“ auf der Hannover Messe ausgezeichnet.

Strategien der Emissionsminderung im Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie

Emissionen von Kohlenstoffdioxid und anderen toxischen Stoffen verursachen lokal und global negative Umweltauswirkungen. Bei der Bedruckung flexibler Verpackungen werden Lösemittel freigesetzt, wobei die Abluft entsprechend der gesetzlichen Vorgaben gereinigt werden muss. Die Lösemittel stellen einen Wertstoff dar, der aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen recycelt werden sollte. Im Rahmen eines geförderten Vorhabens wird ein innovativer Verfahrensansatz auf absorptiver Aufkonzentrationsbasis erprobt, der es erlaubt, die Rückgewinnung für Lösemittel auch bei kleineren Massenströmen von (100 … 500) kg/h für kleine und mittelständische Unternehmen wirtschaftlich zu gestalten. Es kann ferner gezeigt werden, dass durch die Lösemittelrückgewinnung die Kohlenstoffdioxidbilanz um (40 … 45) % entlastet wird.

Die Auszeichnung von Stephan Krusche als Jungwissenschaftler der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring erfolgte in Anerkennung seiner Beiträge zur Technik agiler und kontinuierlicher Software-Entwicklung für mobile Systeme.

Über Stephan Krusche

Stephan Krusche studierte von 2005 bis 2011 Informatik an der TU München und promovierte anschließend bis 2016 am Lehrstuhl für angewandte Softwaretechnik der TU München unter der Betreuung von Prof. Bernd Brügge.
Als zertifi zierter Scrum Master betreut er seit 2012 Projekte, in denen Software agil entwickelt wird. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Kombination von agilen Methoden mit kontinuierlicher Software Entwicklung, sowohl in Industrieprojekten als auch in der Lehre. Im Rahmen seiner Promotion entwickelte er dazu das kontinuierliche Prozessmodell Rugby, das seit 2012 erfolgreich in Projektkursen mit 100 Studierenden eingesetzt wird.

Zusammen mit seinem Team konnte er Rugby 2014 in mehreren Projekten bei der Firma Capgemini einführen. Neben Zeiteinsparungen bei der Integration und Auslieferung von Software konnte Rugby die Bereiche Testen und Metriken
verbessern. Die Einführung von Rugby in Unternehmen ist ein gutes Beispiel für Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Industrie und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Stephan Krusche integrierte agile und kontinuierliche Methoden in das Übungskonzept einer Vorlesung über Projektmanagement mit 400 Studierenden im Jahr 2015. Ein Jahr später hielt er diese Vorlesung und verbesserte das Übungskonzept weiter. Er strebt eine Habilitation und Hochschulkarrerie an.

Kontinuierliche Software-Entwicklung – Höhere Qualität durch die Einbeziehung von Nutzer-Feedback

Software wird unter immer dynamischeren Bedingungen entwickelt. Organisationen benötigen die Fähigkeit mit Ungewissheit umzugehen und auf unerwartete Änderungen zu reagieren. Rugby ist ein anpassbares und erweiterbares Prozessmodell zur kontinuierlichen Software Entwicklung und für die Lehre. Es integriert Arbeitsabläufe zur Verwaltung von Reviews, Releases und Feedback. Rugby wurde in drei Fallstudien angewandt: (1) in 62 Universitätsprojekten mit 500 Studierende(n); (2) in einer Vorlesung mit 57 Team Projekten und 400 Studierende(n); sowie (3) in 8 Industrieprojekten mit 31 Fachkräften im Unternehmen.

Eine empirische Evaluation zeigt, dass kontinuierliche Lieferung, Einbeziehung von Nutzer Feedback und kontinuierliche Reviews die Qualität von Entwicklungs- und Lehrprozessen verbessern.

Die Auszeichnung von Tobias Diekhans als Jungwissenschaftler der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring erfolgte in Anerkennung seiner wegweisenden wissenschaftlichen Leistungen zur induktiven Energieübertragung für Elektrofahrzeuge.

Über Tobias Diekhans

Tobias Diekhans ist im westfälischen Gütersloh aufgewachsen. Bereits während seines Studiums der Elektrotechnik an der RWTH Aachen und am INP Grenoble in Frankreich galt sein Interesse der Elektromobilität. In seiner Diplomarbeit am Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) befasste er sich mit dem Energiemanagement von Brennstoffzellenhybridbussen. Für diese Arbeit erhielt er den Studienpreis der SEW-Eurodrive-Stiftung 2011 und den Otto-Junker-Preis 2012.

Seit 2011 ist Tobias Diekhans in der Zentralen Forschung der Robert Bosch GmbH tätig, zuerst als Industriedoktorand und anschließend als Forschungsingenieur im Bereich der Leistungselektronik. Mit seiner Promotion über kabellose Ladesysteme für Elektrofahrzeuge legt er die Grundlage für ein weiterführendes Forschungsprojekt in diesem Bereich. Kürzlich hat Tobias Diekhans die Leitung eines Projektes zur Auslegung von passiven Bauelementen in der Leistungselektronik übernommen, mit dem Ziel die Leistungsdichte dieser Komponenten in Zukunft deutlich zu erhöhen.

Kabelloses Laden von Elektrofahrzeugen mit beidseitiger Leistungsregelung

Ein kabelloses Ladesystem bietet das Potential, das „Nachtanken“ von zukünftigen Elektrofahrzeugen ähnlich komfortabel zu gestalten, wie wir es heutzutage vom Verbrennungsmotor gewohnt sind. Kern der Energieübertragung bilden zwei induktiv gekoppelte Spulen, von denen eine in den Parkplatz integriert ist und eine zweite unter dem Fahrzeug angebracht ist. Weitere Leistungselektronikkomponenten wandeln zuerst die niederfrequente Netzspannung in eine hochfrequente Wechselspannung und anschließend im Fahrzeug wieder in eine Gleichspannung um. Die Leistungselektroniktopologie mit beidseitiger Regelung stellt einen äußerst vielversprechenden Ansatz dar, um die hohen Anforderungen in Bezug auf Bauraum, Wirkungsgrad und Kosten zu erfüllen.

Die Auszeichnung von Ingo Kröger als Jungwissenschaftler der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring erfolgte in Anerkennung seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen zur Entwicklung eines neuartigen Lasermessplatzes zur höchstgenauen Untersuchung und Kalibrierung von Solarzellen.

Über Ingo Kröger

Nach dem Abitur 2000 studierte Ingo Kröger Physik zunächst an der Universität Rostock und später dann an der Universität Würzburg, wo er eine Diplomarbeit über Strukturuntersuchungen von organischen Adsorbatsystemen mittels Elektronenbeugung erstellte. Für diese Diplomarbeit erhielt er 2007 den Röntgen Studienpreis der Universität Würzburg. Von 2007–2011 promovierte er an der Universität Würzburg über die „Adsorption von Phthalocyaninen auf Edelmetalloberflächen“. Seit 2011 arbeitet Ingo Kröger in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in der Arbeitsgruppe Solarzellen und ist dort für die wissenschaftliche Betreuung der Spektralmessplätze verantwortlich, an denen unter anderem die hochgenauen Kalibrierungen von Referenzsolarzellen durchgeführt werden. Die Forschungsschwerpunkte liegen in der Weiterentwicklung spektraler Messverfahren für die Solarzellenmetrologie.

Spektrale MessVerfahren für die PhotoVoltaik

Die Arbeitsgruppe „Solarzellen“ der PTB trägt durch seinen Status als World Photovoltaic Scale (WPVS) qualifiziertes Kalibrierlabor mit den bislang geringsten Messunsicherheiten eine hohe Verantwortung für die internationale Rückführung in der Photovoltaik. Es wurde ein neuartiger laserbasierter Spektralmessplatz aufgebaut, der die Kalibrierung von Referenzsolarzellen mit einer erweiterten Unsicherheit von < 0.4 % ermöglicht. Das ist die bislang geringste erreichte Messunsicherheit weltweit. Darüber hinaus ermöglicht dieser Messplatz die hochgenaue Charakterisierung der spektralen Winkelabhängigkeit, Linearität und Temperaturabhängigkeit von Solarzellen, sowie die Kalibrierung von großen Solarzellen bis zu einer Größe von 6 Zoll.

Die Auszeichnung von Stephan Busch als Jungwissenschaftler der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring erfolgte in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Raumfahrtechnologie, insbesondere zur Entwicklung und Konstruktion robuster, flexibler und effizienter Kleinstsatelliten.

Über Stephan Busch

Nach dem Studium der Informatik mit dem Schwerpunk Robotik spezialisierte sich Stephan Busch in einem Auslandsstudium auf das interdisziplinäre Fachgebiet der Raumfahrttechnik. Neben einem Diplom im Fach Informatik hält er einen Master of Science der Helsinki University of Technology sowie einen Master of Space Science and Technology der Luleå University of Technology. Seit 2008 ist Busch an der Julius-Maximillians-Universität Würzburg sowie der Forschungseinrichtung ZfT im Bereich miniaturisierter Satellitensysteme tätig. Dabei fokussierte er seine Forschung auf zuverlässige und fl exible Kleinstsatelliten für zukünftige Formationsanwendungen. Im Rahmen seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit leitete er die Entwicklung des modularen Pico-Satelliten UWE-3, der seit 2013 erfolgreich im Orbit betrieben wird und unter anderem neue Technologieansätze zur Lageregelung demonstriert. Derzeit arbeitet Busch an der Entwicklung einer Satellitenserie zur In-Orbit-Demonstration einer Formation von kooperierenden Pico-Satelliten.

Moderne Kleinstsatelliten – zwischen Robustheit, Flexibilität und Effizienz

Mit dem Ziel der Entwicklung einer soliden Basisplattform für zukünftige Formationen von Kleinstsatelliten wurden am Beispiel des UWE Pico-Satelliten Bus verschiedene Aspekte für robuste, flexible und effiziente Kleinstsatelliten adressiert, die im Rahmen des UWE-3 Projektes in einem integralen Designansatz konsistent umgesetzt wurden. Neben der Entwicklung von effizienten Redundanzkonzepten mit minimalem Overhead für den optimalen Betrieb auf ressourcen-limitierten Kleinstsatelliten, wurde ein modularer und flexibler Satellitenbus entworfen, der als eine robuste und erweiterbare Basis für zukünftige Missionen dienen soll. UWE-3 wird seit seinem Launch in 2013 erfolgreich im Orbit betrieben, um diverse Technologieentwicklungen für zukünftige Kleinstsatellitenformationen im realen Weltraumumfeld zu verifizieren und die erbrachten Fortschritte zu demonstrieren.