* 30. Juni 1912 in Schwerin, † 25. Juli 2003 in Grünwald
Ludwig Bölkow leistete Überragendes als erfinderischer Ingenieur in den Bereichen der Luft- und Raumfahrt, der Automation und Fertigung sowie neuer erdgebundener Verkehrssysteme, als Organisator entscheidender Großprojekte der Forschung und als Unternehmer mit erfolgreichen Ideen humaner Führungsmittel.
Er erhielt den Ring gemeinsam mit Karl Winnacker.
Ludwig Bölkow gilt als der Schöpfer der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erstandenen deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie. Er wurde am 30. Juni 1912 in Schwerin geboren. Da sein Vater während des Ersten Weltkriegs in der Versuchswerkstatt der Fokker-Flugwerke arbeitete, war sein Interesse an der Fliegerei früh geweckt. Nach dem Abitur machte er ein Praktikum bei den Heinkel-Flugzeugwerken in Warnemünde. 1933 nahm er ein Studium des Maschinen- und Flugzeugbaus an der Technischen Hochschule Berlin auf, das er 1938 mit einer Diplomarbeit abschloss, die als Forschungsbericht gedruckt wurde. Darin entwirft er ein schnelles, viermotoriges Postflugzeug, das eine Reichweite von 6000 km und eine Reisegeschwindigkeit von 600 km/h haben sollte – und damit seiner Zeit weit voraus war. Nach dem Studium wurde er Assistent am Lehrstuhl für Luftfahrzeugentwurf und ging 1939 zur Messerschmidt AG in Augsburg. Dort war er für den Bereich Hochgeschwindigkeits-Aerodynamik zuständig und mit der Durchführung von Wind-kanalversuchen beschäftigt. Er entwickelte u. a. das Profil der Tragflügel und des Leitwerks des Strahlflugzeugs Me 262. Ab 1942 leitete er die Projektgruppe für neue Versionen des Standard-Jagdflugzeugs Me 109. Die dabei gewonnene industrielle Erfahrung war der Grundstein für Bölkows erfolgreiche Leitung von Großprojekten nach dem Zweiten Weltkrieg.
Trotz verlockender Angebote aus dem Ausland blieb Bölkow nach Kriegsende in Deutschland und arbeitete zunächst in der Bautechnik, u. a. auch mit Fritz Leonhard (Siemens-Ring 1964) zusammen. Dazu gründete er 1948 ein Ingenieurbüro. Doch als 1955 das Motorflugverbot für Deutschland endete, stieg Bölkow wieder in die Flugtechnik ein. Er wandelte das Ingenieurbüro 1956 in die Bölkow Entwicklungen KG um. Schon 1960 flog das erste, neuentwickelte viersitzige Flugzeug, und man begann mit der Entwicklung eines senkrecht startenden Überschallflugzeugs. 1965 entstand die Bölkow GmbH, die sich 1968 mit der Messerschmidt AG und 1969 mit der Hamburger Flugzeug GmbH zur Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB) GmbH zusammenschloss, deren Vorsitzender der Geschäftsführung Ludwig Bölkow bis 1977 war. Dieses Unternehmen war an der Entwicklung und dem Bau zahlreicher Luftfahrzeuge beteiligt: an dem Mehrzweckhubschrauber BO 195, dem Mehrzweck-Kampfflugzeug Tornado und dem Airbus A 300. Zudem wurden auch andere Projekte, wie der Bau von Satelliten und die Magnetschwebebahn, initiiert. Ab 1978 widmete sich Ludwig Bölkow der Konzeption von langfristigen Entwicklungen in der Verkehrs- und Energietechnik. Er erhielt viele Ehrungen, so die Goldene Medaille der Royal Aeronautical Society und die Ehrendoktorwürde der Universität Stuttgart. 1972 wurde er mit dem Siemens-Ring ausgezeichnet. Am 25. Juli 2003 ist Ludwig Bölkow in Grünwald gestorben.
Werdegang
1934-1938 Studium des Maschinen- und Flugzeugbaus in Berlin, ein Jahr Assistent am Lehrstuhl für Luftfahrzeugentwurf in Berlin.
1939-1945 Augsburger Flugzeug-AG von W. Messerschmitt für Aufgabenbereich Hochgeschwindigkeits-Aerodynamik, ab 1943 Entwicklungsleitung von Flugzeugprojekten.
1948 Gründung des Ingenieurbüros für Bautechnik und Automation in Stuttgart.
1956 Bölkow-Entwicklungen KG, seit 1958 in Ottobrunn. Aufnahme von Entwicklung und Bau von Flugkörpern, Flugzeugen und Hubschraubern.
1965 Gründung der Bölkow GmbH in Ottobrunn. 1968 Fusion mit Messerschmitt. 1969 Gründung der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH in Ottobrunn. 1956 -1977 Vorsitzer der Geschäftsführungen der MBB.
Entwicklungen: Flugzeuge, Flugkörper, Satelliten, Hubschrauber, Fahrzeugtechnik, Hochleistungsschnellbahn, Nahverkehrssysteme.