m Mittelpunkt standen die Werner-von-Siemens-Fellows 2025 Franziska Boenisch, die nutzerzentrierte Datenschutzkonzepte für KI und große Sprachmodelle entwickelt, insbesondere für Anwendungen im Gesundheitswesen, Elena Jordan, die an mobiler Quantensensorik und skalierbaren Ionenfallen für den Einsatz von Quantentechnologien außerhalb spezialisierter Labore arbeitet, Martha Kalina, die neue Modellierungsansätze für Ermüdungsrisse zur präzisen Lebensdauerprognose moderner Werkstoffe erforscht, Johannes Tiedau, der die Entwicklung der ersten optischen Kernuhr für hochpräzise Zeitmessung voran treibt und Taha Soliman, der energieeffiziente Hardware- und Softwarearchitekturen für alltagstaugliche, ressourcenschonende KI-Systeme entwickelt. Sie erhalten jeweils 10.000 Euro und wurden mit einer Urkunde und einer Medaille gewürdigt. Ihnen steht nun das breite Stiftungsnetzwerk für viele weitere Aktivitäten offen.
Forschung mit Wirkung: Ein historischer Bogen
Cornelia Denz, Präsidentin der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und Vorsitzende des Stiftungsrats, eröffnete die Veranstaltung mit einem Blick zurück – und nach vorn. Sie erinnerte an die lange Verbindung zwischen Wissenschaft und TRUMPF sowie an Wendepunkte der Wissenschaftsgeschichte, in denen Forschungsdurchbrüche mittels Anwendung gesellschaftliche Wirkung entfalteten.
„Wissenschaftliche Erkenntnisse brauchen Nutzen für die Gesellschaft“, betonte Cornelia Denz. Die Ehrung der Werner-von-Siemens-Fellows stehe in dieser Tradition. Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen schlug sie den Bogen bis zu heutigen Durchbrüchen etwa in der Medizin und zeigte: „Werner von Siemens wäre über diese Kohorte begeistert gewesen.“
Gastgeberrolle und klare Worte zur Lage der Innovation
Nicola Leibinger-Kammüller, Chief Executive Officer (CEO) und Vorsitzende des Vorstands der TRUMPF SE + Co. KG, zeigte sich erfreut über die Gastgeberrolle des Unternehmens. Zugleich fand sie deutliche Worte zur aktuellen Situation:
„Der Wettbewerb ist gnadenlos, schnell und unfair“, sagte sie. Gerade deshalb dürfe keine Zeit verloren werden. Forschung und Innovation seien keine Selbstläufer – umso wichtiger sei es, Verantwortung zu übernehmen und den „Staffelstab“ an die nächste Generation weiterzugeben.
Baden-Württemberg als Innovationsstandort
Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, würdigte die Leistung der Ausgezeichneten ebenso wie das Engagement der Stiftung. „Es braucht enorm viel, um Forschung so erfolgreich zu verfolgen – und genau das müssen wir weiter fördern“, sagte sie.
Baden-Württemberg profitiere davon, dass Unternehmen wie TRUMPF massiv investierten. „Das ist ein lokaler Champion und ein Vorbild“, so Petra Olschowski. Mit Blick auf neue Initiativen – von internationalen Hochschulpartnerschaften bis hin zu neuen Einrichtungen im Chipdesign – zeigte sie sich stolz auf den Standort und dessen Entwicklungskraft.
Paneldiskussion: Was braucht erfolgreiche Innovation?
Unter der Moderation von Katharina Hölzle vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO diskutierten Vertreter:innen aus Wissenschaft und Industrie, welche Faktoren Innovation langfristig erfolgreich machen.
Michael Kösters (TRUMPF) brachte es auf den Punkt: „Durchhaltevermögen“ sei entscheidend. Gleichzeitig brauche es „Köpfe, Kapital und ein Umfeld, das frei von Barrieren ist – mit internationaler Offenheit und starken Netzwerken“.
Sein Mit-Preisträger des Werner-von-Siemens-Ring 2024 Peter Kürz (ZEISS SMT) verwies auf globale Verschiebungen im Wissenschaftssystem. Entwicklungen in den USA seien eine Belastung, böten aber auch Chancen. „Wir arbeiten daran, ein System zu schaffen, das für Talente attraktiv ist – inklusive Gründungsperspektiven.“
Technologietransfer beschleunigen
Peter Middendorf, Rektor der Universität Stuttgart, blickte in den „Maschinenraum“ der Hochschulen. Deutschland werde international für seine Stärke in der Grundlagenforschung und die Nähe zu forschungsstarken Unternehmen beneidet. Doch: „Es dauert zu lange. Das können wir uns bei Schlüsseltechnologien nicht mehr erlauben.“
Sein Wunsch: Jede Studentin und jeder Student solle sich mindestens einmal mit Unternehmertum beschäftigen. Zudem müsse der Transfer besser incentiviert werden.
Mehr Begeisterung für MINT – und neue Perspektiven
Einigkeit herrschte im Panel darüber, dass mehr Begeisterung für MINT-Fächer notwendig sei – und dass diese nicht erst im Studium beginnen dürfe. Zugleich verwies Ministerin Olschowski auf eine Ambivalenz: Attraktive Angebote großer Unternehmen könnten Gründungen auch erschweren, wenn Talente sich früh festlegen und an einen Arbeitgeber binden.
Diskussion mit den Werner-von-Siemens-Fellows 2025
Nach der feierlichen Auszeichnung berichteten die Werner-von-Siemens-Fellows 2025 in der Fragerunde von ihren persönlichen Motiven für die Forschung: von Sachbüchern aus der Kindheit, von Vorbildern in der Familie – oft den eigenen Eltern – und von der Freude, mit „guten Leuten an neuen Ideen“ zu arbeiten.
„Was kann man Neues finden, was noch nie jemand herausgefunden hat?“, formulierte Johannes Tiedau die zentrale Triebfeder.
Ihre Wünsche für die Zukunft waren vielfältig, aber teils auch sehr konkret: Martha Kalina wünscht sich, dass „MINT raus aus der Nerd-Ecke“ kommt, Franziska Bönisch spricht sich für mehr Förderprogramme für Schülerinnen und Schüler aus. Taha Soliman folgt mit einem Plädoyer für stärkere interdisziplinäre Programme an Universitäten. Johannes Tiedau versteht unter einem Rollenvorbild auch „Spaß bei der Arbeit – und darüber reden“ und Elena Jordan schließt mit längerfristigen Perspektiven für die Quantenforschung die Runde.
Mut machendes Signal
Zum Abschluss unterstrich Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam und stellvertretender Vorsitzender des Rats der Stiftung Werner-von-Siemens-Ring, die Bedeutung der Auszeichnung: Trotz vieler kritischer Stimmen zur Innovationskraft in Deutschland und Europa sei diese Veranstaltung „sehr mutmachend“.
Innovation, so Günther, verändere nicht nur Technologien, sondern auch das Umfeld. „Menschen wie die Fellows ermöglichen diese Entwicklungen. Wir brauchen sie – und wir müssen klare Statements setzen.“
Die Auszeichnung der fünf Werner-von-Siemens-Fellows 2025 bei TRUMPF zeigte eindrucksvoll, wie stark Forschung sein kann, wenn Talent, Förderung und industrielle Praxis zusammenkommen.
