Stiftung Werner-von-Siemens-Ring | DIETER OESTERHELT – Ringträger 1999

DIETER OESTERHELT – Ringträger 1999

Über die Person

Dieter Oesterhelt

* 10. November 1940
+ 28. November 2022

Dieter Oesterhelt machte sich rund um die Erforschung der Photosynthese in Bakterien und Archaeen und die Struktur sowie Funktion des Bacteriorhodopsins verdient. Er führte dieses Molekül in die biotechnologische Praxis ein.

Der Biochemiker Dieter Oesterhelt, am 10. November 1940 in München geboren, wurde 1999 mit dem Siemens-Ring geehrt für den Nachweis und die Erforschung des Proteins Bacteriorhodopsin, das überraschende Anwendungen gefunden hat. Nach dem Abitur 1959 am Theresien-Gymnasium in München begann Oesterhelt ein Che­miestudium an der Universität München, das er 1965 mit dem Diplom abschloss. Von 1965 bis 1967 arbeitete er am Institut für Biochemie der Universität München und promovierte 1967 beim Nobelpreisträger Feodor Lynen. Anschließend wurde Oesterhelt wissenschaftlicher Assistent am Max-Planck-Insti­tut für Zellchemie in München, dessen Direktor Lynen war. Oesterhelt ging 1969 an die University of California, San Francisco, und untersuchte die Purpurmembran der Halobakterien. Diese Bakterien leben in gesättigten Salzlösungen, wie man sie in abgeschnittenen Meeresarmen oder in Anlagen zur Salzgewinnung findet. Es gelang Oesterhelt, das für die Färbung der Membran verant­wortliche Protein zu isolieren. Das Protein enthält das Pigment Retinal, das im menschlichen Auge den Sehprozess vermittelt. Oesterhelt nannte es in Analogie zum Rhodopsin des Auges „Bacteriorhodopsin“. 1970 kehrte er nach München zurück und untersuchte die Funktion des Bacteriorhodopsins in der Purpurmembran. Er kam 1972 zu dem Schluss, dass es als lichtge­triebene Protonenpumpe wirkt und damit für die Halobakterien die Lebensgrundlage ist. Neben der bekannten Photosynthese mithilfe von Chlorophyll gibt es somit noch einen weiteren Weg der biologischen Lichtenergie­nutzung. Es gelang Oesterhelt und seinen Mitarbeitern, die Struktur und die Funktions­weise des Bacteriorhodopsins aufzuklären. Demnach führt die vom Licht hervorgerufene Umlagerung eines Protons im Zentrum des Proteins und sein nachfolgender Absprung in das Außenmedium dazu, dass sich die Farbe des Proteins von violett zu gelb ändert. Dieter Oesterhelt ging 1973 an das Friedrich-Miescher-Laboratorium der Max-Planck-Gesell­schaft in Tübingen, und 1975 wurde er ordentlicher Professor für Biochemie an der Universität Würzburg. Schließlich wurde er 1979 einer der Direktoren am Max-Planck-Institut für Bioche­mie in Martinsried, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2008 tätig war. Bacteriorhodop-sin lässt sich biotechnologisch einfach herstellen und durch chemische und gentechnische Modifizierung zu einem multi­funktionalen Material machen, wie Oesterhelt und seine Mitar­beiter zeigten. So setzt man es für die Dokumentensicherung ein, da es vor unerlaubtem Foto­kopieren schützt. Zudem ist es ein vielversprechendes Medium für die optische Datenspeiche­rung. Dieter Oesterhelt wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. So erhielt er 1990 den Karl-Heinz-Beckurts-Preis, 1991 die Otto-Warburg-Medaille, und 1999 wurde ihm der Siemens-Ring verliehen.

Lebensweg

1959 Abitur am Theresiengymnasium München.

1959-1965 Studium der Chemie an der Universität München.

1965-1967 Dissertation im Institut für Biochemie der Universität München. Thema: Der Mulienzymkomplex der Fettsäuresynthetase aus Hefe.

1967-1969 Wiss. Assistent am Max-Planck-Institut für Zellchemie.

1969-1970 Forschungsaufenthalt an der Universität of California. Nachweis von Vitamin A Aldehyd und einem Rhodopsin-ähnlichen Protein (Bacteriorhodopsin) in der Membran von Halobacterium halobium.

1970-1973 Akadem. Rat der Universität München. Arbeiten über Struktur, Funktion und Biosynthese der Purpurmembranvon Halobakterien.

1973 Habilitation.

1973-1975 Leiter einer biologischen Arbeitsgruppe am Friedrich-Mieschner-Laboratorum der Max-Planck-Gesellschaft.

1975-1979 Ordentlicher Professor an der Universität Würzburg.

Seit 1979 Wiss. Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried.