Karl Winnacker
* 21. September 1903 in Barmen
+ 5. Juni 1989 in Königstein
Karl Winnacker wurde ausgezeichnet wegen seiner wissenschaftlichen Arbeiten über Polymerisationsvorgänge und Grenzflächenreaktionen bei technischen Prozessen; außerdem wegen seiner grundlegenden technisch-literarischen Tätigkeit und seiner Verdienste um den Fortschritt von Natur, Wissenschaft sowie Technik in der Chemischen Industrie.
Er erhielt den Ring gemeinsam mit LUDWIG BÖLKOW.
Mit Karl Winnackers Name verbunden ist der Aufstieg der Farbwerke Hoechst zu einem Weltkonzern. Er wurde am 21. September 1903 in Barmen als Sohn eines Lehrerehepaares geboren. Obwohl sein Vater schon 1914 gestorben war, konnte Karl Winnacker seine Schulausbildung mit dem Abitur abschließen. Zunächst arbeitete er als Kokerei- und Bergarbeiter, begann aber 1922 ein Chemiestudium an der Technischen Hochschule Braunschweig, das er 1925 nach dem Vorexamen an der Technischen Hochschule Darmstadt fortsetzte. Nach Fertigstellung seiner Diplomarbeit wurde er 1928 Assistent im Privatlaboratorium des Chemikers Ernst Berl, bei dem Winnacker 1930 über Oxidationsvorgänge in Motortreibstoffen promovierte. Über Berls Institut konnte er Kontakte zur chemischen Industrie knüpfen. 1933 wurde Berl als „rassisch unerwünscht“ von den Nationalsozialisten von seinem Lehrstuhl vertrieben. Doch seine Studenten stellten sich hinter ihn, und Winnacker konnte in Gesprächen mit der hessischen Landesregierung erreichen, dass Berl noch laufende Arbeiten beenden und Doktorprüfungen abhalten konnte. Für Winna-cker ebnete Berl den Weg zum Werk Hoechst der IG-Farben-Industrie AG. Etwa in dieser Zeit wurde Karl Winnacker SA-Mitglied, und 1937 trat er der NSDAP bei. Bei Hoechst machte er eine steile Karriere: 1937 leitete er die Abteilung Verfahrenstechnik, 1943 den Gesamtbereich Chemikalien. Er führte Untersuchungen zur Farbstoffkonfektionierung und über die Kinetik der Polymerisation durch. Bei Kriegsende war er einer der Direktoren der IG-Farben-Industrie.
Erst 1947 konnte er wieder als Chemiker arbeiten, zunächst in der Entwicklung der anorganischen Chemie in der Duisburger Kupferhütte und von 1948 bis 1951 in leitender Position beim Wiederaufbau des Karbidwerks in Knapsack. 1951 nahm er das überraschende Angebot der amerikanischen Kontrollbehörde an, in die neu zu gründenden Farbwerke Hoechst als Vorstandsmitglied einzutreten. Von 1952 bis 1969 war Karl Winnacker Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Unter seiner Ägide wurde aus dem durch Stilllegung und Demontagen heruntergekommenen Werk ein weltweit anerkanntes Unternehmen, das am Standort Hoechst ein Forschungszentrum mit mehr als 1000 wissenschaftlichen Mitarbeitern unterhielt. 1969 schied Winnacker aus dem Vorstand der Hoechst AG aus, blieb aber noch bis 1980 Vorsitzender des Aufsichtsrates. Er erhielt Ehrendoktortitel der Technischen Hochschule Braunschweig und der Universitäten Mainz, Marburg, Madrid und Lund. Er war von 1954 bis 1970 Vorsitzender der DECHEMA und von 1959 bis 1973 Präsident des Deutschen Atomforums. 1972 erhielt der den Siemens-Ring. Karl Winnacker ist am 5. Juni 1989 in Königstein im Taunus gestorben.
Lebensweg
1922-1928 Studium der Chemie in Braunschweig und Darmstadt, 1930 Promotion zum Dr.-Ing., von 1929-1933 Assistent von Prof. Ernst Berl in Darmstadt.
1933-1945 wissenschaftliche Tätigkeit mit Leitungsfunktionen in den Werken Hoechst und Uerdingen der IG-Farben-Industrie.
1947 Entwicklungsarbeiten zur anorganischen Chemie in der Duisburger Kupferhütte.
1948-1951 Mitwirkung am Wiederaufbau und technische Leitung des Karbidwerkes in Knapsack.
1951-1969 Leitende Tätigkeit in den neu gegründeten Farbwerken Hoechst AG, ab 1952 als Vorstandsvorsitzender, 1969-1980 Vorsitzender des Aufsichtsrates. Honorarprofessor für angewandte Chemie an der Universität Frankfurt/M.