Rudolf Hell
* 19. Dezember 1901 in Eggmühl
+ 11. März 2002 in Kiel
Rudolf Hell erhielt den Werner-von-Siemens-Ring wegen seiner großen Verdienste auf dem Gebiet der Informations-, Reproduktions- und Satztechnik.
Der Ingenieur Rudolf Hell hat mit seinen bahnbrechenden Erfindungen die Drucktechnik revolutioniert und wurde dafür 1978 mit dem Siemens-Ring geehrt. Geboren am 19. Dezember 1901 im bayerischen Eggmühl, verbrachte er seine Schulzeit in Eger. Er nahm 1919 an der Technischen Hochschule München ein Studium der Elektrotechnik auf, das er 1923 mit dem Diplom abschloss. Er begeisterte sich insbesondere für die Funktechnik, die in München durch die Pioniere Jonathan Zenneck und Max Dieckmann vertreten war. 1923 wurde Hell Assistent bei Dieckmann und konnte schon 1925 sein erstes Patent über eine „Lichttechnische Bildzerlegungsröhre für die Zwecke des Fernsehens“ anmelden. Er und Dieckmann führten auf der Verkehrsausstellung 1923 in München eine Sende- und Empfangseinrichtung für die Fernübertragung von Schrift und Bild vor. 1927 promovierte Hell mit einer Arbeit über ein Funkpeilgerät für die Luftfahrt. Während die damalige Technik für die Übertragung von Fernsehbildern noch nicht reif war, waren die Voraussetzungen für die Faksimiletechnik schon gegeben. So erfand Hell 1929 einen Bildschreiber, später Hell-Schreiber genannt, der bald die Morse-Telegrafie ablöste. Er hatte im selben Jahr ein Patent für eine „Vorrichtung zur elektrischen Übertragung von Schriftzeichen“ angemeldet und in Berlin eine Firma zur Auswertung seiner Erfindungen gegründet. Das Unternehmen florierte, und es entstanden andernorts weitere Fertigungsstellen. Der Zweite Weltkrieg machte dem jedoch ein Ende und führte schließlich zur völligen Zerstörung der Betriebe in Berlin. Doch schon 1947 begann Hell in Kiel mit dem Wiederaufbau seines Unternehmens. Schon bald lieferte er verschiedene Geräte zur Nachrichtenübermittlung in Wort und Bild an führende Nachrichtenagenturen im In-und Ausland. So konnten mit dem Hell-Blattschreiber Zeichnungen oder Wetterkarten durch Funk übertragen werden. Das dabei verwendete Verfahren der Bildzerlegung ließ sich auch für elektronisch gesteuerte Graviermaschinen nutzen, die Hell ab 1951 entwickelte. 1954 brachte er dann diese Anlagen unter dem Namen „Klischo-graph“ auf den Markt. Zuerst wurden sie zur Bebilderung von Tageszeitungen verwendet, doch schon bald setzte man Farb-Klischographen im Buch-und Zeitschriftendruck ein. Schließlich initiierte Hell die Entwicklung von computergesteuerten Satzanlagen, die den Schriftsatz weltweit revolutionierten. 1972 schied Hell aus der Geschäftsführung seines Unternehmens aus, das 1981 von Siemens übernommen wurde, inzwischen aber zur Heidelberger Druckmaschinen AG gehört. Rudolf Hell erfuhr zahlreiche Ehrungen. So erhielt er 1973 die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität München, 1977 den Gutenberg-Preis der Stadt Mainz und 1978 in Anwesenheit des Bundespräsidenten Karl Carstens den Siemens-Ring. Rudolf Hell starb am 11. März 2002 in Kiel.
Lebensweg
1919-1923 Studium der Elektrotechnik in München. Als Dipl.-Ing. von 1923-1929 Assistent und Mitarbeiter von Professor Max Dieckmann in München.
1925 Erfindung der Bildzerlegerröhre und Betrieb einer Fernseh- Sende- und Empfangsstation gemeinsam mit Professor Dieckmann auf der Verkehrsausstellung in München.
1927 Promotion zum Dr.-Ing. mit einer Arbeit über ein direkt anzeigendes Funkpeilgerät für die Luftfahrt. 1929 Gründung eines eigenen Unternehmens in Berlin-Neubabelsberg.
1929 grundlegendes Patent für eine „Vorrichtung zur elektrischen Übertragung von Schriftzeichen“ (HeIl-Schreiber).
1949 Neugründung des im Krieg zerstörten Unternehmens in Kiel.
1954 Elektronisch gesteuerte Graviermaschine (Klischograph), später auch für die Gravur farbiger Bilder.
1964 Entwicklung eines Lichtsatzsystems mit elektronischer Speicherung der Schriften (Digiset).